Chronik 1
Buckelwale in der Flensburger Förde und Ostsee.
Am 7. Juli 2014 sichtet das Zollschiff " Holnis " um 16h40 erstmals zwei Buckelwale in der Nähe des Leuchtturms Kalkgrund.
Die Buckelwale schwimmen Richtung Sonderburg mit einer Geschwindigkeit von ca. 4 bis 5 kn. Sie können etwa eine halbe Stunde lang von Jörn Lampert beobachtet, fotografiert und gefilmt werden. Dabei scheint einer der Buckelwale deutlich kleiner zu sein. Möglicherweise sind es Mutter und Kind die die Ostsee besuchen und auf diesem Video zu sehen sind. Buckelwale, die den Sommer in höheren Breiten verbringen, treten normalerweise in Gruppen auf, wurden aber in der Ostsee bisher nur einzeln gesichtet.
An einem Sonntag den 17. August 1766 schwamm ein Buckelwal in den Hafen von Eckernförde über die sich daraus entwickelnde Jagd, bei der sogar die sonntäglichen Kirchenbesucher dem Pfarrer davon liefen, kann man h i e r nachlesen, aber auch daß die erste überlieferte Strandung eines Buckelwals sich 1578 bei Libau in Kurland - jetzt Liepaja/Lettland - ereignete.
1978/79 hielt sich mehrere Monate der Buckelwal in der Ostsee auf. Zuerst an der Küste der vormaligen DDR beobachtet und "Ossi" genannt, ist er vermutlich identisch mit dem Wal der ab Juni an der schwedischen Küste als "Valborg" auftauchte. Eine sichere Übereinstimmung ergibt sich mit dem im Februar 1979 an der polnischen Küste beobachteten Buckelwal, der als "Romek" bekannt wurde.
Im Dezember 1995 und 2002 wurde ein Buckelwal jeweils im Hafen von Arhus und Frederikshavn beobachtet.
Ein stark verwester Kadaver eines 6,04m langen, jungen, weiblichen Buckelwals trieb am 3. Juli 2003 in der Lübecker Bucht. Bei der Sektion war der Magen leer, der End- und Dickdarm mit einem schleimigen Brei gefüllt. Das Alter wurde auf sechs Monate geschätzt, sodaß es eigentlich in Begleitung der Mutter hätte sein müssen. Also könnten es bereits damals vorrübergehend zwei Buckelwale in der Ostsee gegeben haben, die vielleicht später getrennt wurden.
Rechtzeitig zur 20ten Tagung der europäischen Walforscher erschien am 28. März 2006 ein Buckelwal in der Danziger Bucht der in gutem Zustand bei einer beobachteten Tauchstrecke von 300m, so vermutete man, Jagd auf Sprottenschwärme machte. Er wurde später im Schärengarten vor Stockholm und an der finnischen Küste gesichtet, bevor er am 24. Juli in der Bucht von Riga strandete.
2008 schwamm ein Buckelwal am 23. Juli durch den Öresund und tauchte unmittelbar neben einem Boot mit zwei Seglern auf, die nachdem sie sich von ihrem Schreck erholt hatten, eine beeindruckende Seqenz filmten. Der Wal wurde später vor Cap Arcona (23. Juli) fotografiert, am 24. Juli bei Stolp/Slupsk an der polnischen Küste gesichtet, von wo er noch am gleichen Tag zur dänischen Insel Bornholm schwamm (24./25. Juli). Vom 3. bis 13. August hielt sich der Wal vor Rügen teilweise in Strandnähe auf und wurde von der Ostsee Zeitung nach einer Abstimmung der Leser "Bucki" getauft. Am 18. August soll es in der Lübecker Bucht vor Dahme zu einer "Beinahe"-Strandung gekommen sein, wegen eines angeblich drohenden Kräfteverlustes und weil man glaubte der Wal habe sich "verirrt", wollte man ihn aus der Ostsee hinausgeleiten. Dies mag wohl nicht ganz den Intentionen des Buckelwals entsprochen haben, denn er weigerte sich den Fehmarnbelt vermutlich wegen der dort stattfindenden seismischen Untersuchungen zu durchschwimmen und tauchte stattdessen deutlich abgemagert am 22. August bei Tylösand an der schwedischen Kattegattküste wieder auf. Am 30. August wird "Bucki" zum letzten (?) Mal von einem schwedischen Kajakfahrer bei Käringöen südwestlich Orust gesichtet und fotografiert.
Die Gewässer um die dänische Insel Alsen scheinen wegen der Bodentopographie und der dadurch bedingten Ansammlung von Schwarmfischen Buckelwale besonders anzuziehen. So beobachtete und fotografierte ein Reporter der JyskeVestkysten am 25. Februar 2004 einen vermutlich jungen Buckelwal im Hafen von Sonderborg von 14h30 bis 17h zwischen der Klappbrücke und Schloß. Vermutlich wurde dieser Wal am gleichen Tag vor Hörup Hav gesichtet und ev. bereits um 10h30 vor Wassersleben. Es gibt die Vermutung, daß es sich um den gleichen Wal handeln könnte, der zwei Jahre später in der Danziger Bucht auftauchte, über dessen Wanderung und Schiksal bereits berichtet wurde.
Am 22. März 2009 berichten schwedische Kollegen über einen "Knölwal" = Buckelwal der an der schwedischen Kattegattküste im Askimsfjord in der Nähe von Göteborg gesichtet und fotografiert wurde. Die Angler Stephan Boedler und Wolgang Wrist beobachten an einem Sonntag den 26. April 2009 vom Strand östlich des Leuchtturms Gammel Pöel an der südöstliche Spitze von Alsen in einer Entfernung von 800 bis 1000m zunächst starke Wellen und dann einen auftauchenden "dunklen Buckel". Das trotz der Entfernung gut vernehmbare laute Blasen hörten Sie erst mit einiger Verspätung.
Am 4. Mai gibt es im Alsensund eine Beobachtung eines Seglers, der plötzlich auftretende Luftblasen an der Oberfläche und einen großen, länglichen weißen Fleck unter Wasser gesehen haben will, die als Blasenschleier und Unterseite der charakteristischen bis zu vier Meter langen Flipper eines Buckelwals Megaptera novaeangliae (Borowski, 1781) gedeutet wurden. Der Wal im Alsensund soll zwei Tage später sogar neben einem Segelboot aufgetaucht sein. Vielleicht betrifft auch die Sichtung von Uffe Seffensen dem Skipper der "Mesje" aus Ribe in der Apenrader Bucht am 1. Juni 2009 diesen Buckelwal, von dem es danach keine weiteren Meldungen mehr gibt.
Am 3. September wurde ein ca. 500 m entfernter „Wal mit langem Rücken und einer kleinen Rückenfinne“ um 15h 50 vier Mal in der Bucht von Stegsvig (NW Alsen) gesehen, wobei es sich wahrscheinlich ebenfalls um einen Buckelwal gehandelt hat.
„Unsere“ beiden Wale wurden am nächsten Tag – also am 07.07. 2014- noch einmal vor Sonderborg Gesichtet und trickreich mit dem i-Phone durchs Fernglas fotografiert. Die Wale schwimmen seitlich versetzt etwas hintereinander, sodass der kleinere vermutlich die turbulente Strömung des Vorausschwimmenden Energie sparend ausnutzen kann.
Einer der beiden Wale verabschiedet sich sechs Tage später am 12.07. 2014 mit einem spektakulären Sprung für die Presse vor und von Hörup Havn bzw. den Gewässern um die Insel Alsen. Nach dem Foto, dass die Segler Annegrethe und Sören Bomholt 6h05 aufgenommen haben, kann es sich um den größeren der beiden Buckelwale gehandelt haben. Wahrscheinlich hatten sich die Wale bereits zu diesem Zeitpunkt getrennt. Welcher der beiden Buckelwale dann am folgenden Tag (13.07.2014) um 19h05 zwischen der neuen Brücke über den Kleinen Belt und dem Leuchtturm von Strib gesehen wurde ist nicht ganz klar. Die Strecke von Hörup Havn bis in das Seegebiet vor Strib beträgt ca. 55 bis 60 nautische Meilen. Bei einer Geschwindigkeit von 0,4 bis 2,0 m/sec entsprechend 0,8 und 4kn kann ein Buckelwal in 36 Stunden zwischen 28 und 140 Seemeilen zurücklegen. Vom Zollschiff Holnis wurde die Geschwindigkeit der Wale auf vier bis fünf Knoten geschätzt. Aber die Buckelwale hatten sich gar nicht getrennt , sondern wurden vor kurzem in der Bucht von Apenrade gesehen. Das könnte bedeuten, daß, wenn man die Sichtung eines einzelnen Buckelwals in polnischen Gewässern am 22. Juni 2014 mitberücksichtigt, es diesem Sommer möglicherweise sogar drei Buckelwale die Ostsee besucht haben, oder noch besuchen.
Lesen Sie dazu mehr in der aktuellen Zusammenstellung des Experten Dr. Carl Kinze, der über neueste Beobachtungen berichtet.
Literatur:
Fish, F. E. & J.J. Rohr: Review of Dolphin Hadrodynamics and Swimming Performance, Technical Report 1801 August 1999 SSC San Diego.
Jensen, Th. & C.C. Kinze: Finnwal- und Buckelwalsichtungen in der Ostsee von 2003 bis 2010: Verhalten in einem „fremden“ Gewässer. 2011 Meer und Museum Band 23
Jensen Th. www.hvaler.dk nyheder 2009 - 2014
Kinze, C. C. & A. F. Pfander: Wale in der Eckernförder Bucht einst und jetzt. 2007 Jahrbuch der Heimatgemeinschaft Eckernförde e.V.