Chronik XXXIV
CHRONIK XXXIV BEOBACHTUNGEN UND MELDUNGEN 2021
19. September 2021 Schwertwal, Schweinswale, vier Gr. Tümmler und ein Allg. Delphin in schwedischen Gewässern

Allgemeiner Delphin (D. delphis Ln.) vor der Küste von Halland Foto Richard Seger www.valar.se

Der springende, männliche Schwertwal (O.orca Ln.), gehört möglicherweise zu der lokalen Gruppe von Schwertwalen , die zuletzt am 24. Und 30. Juni in Höhe Väderöama beobachtet und von Peter Grahn fotografiert wurden (siehe auch Chronik XXXIII)
Eine große Ansammlung von Schweinswalen (Ph.phocoena Ln.) wird am 3. September vor Göteborg gesichtet, ein Allgemeiner Delphin (D.delpis Ln.) am 14. Und 20. September in der Nähe von Vingä/Halland beobachtet und fotografiert. Ein Ornithologe beobachtet 4 Gr. Tümmler (Tursiops truncatus Montagu, 1821) 15 bis 20 Minuten lang am Leuchtturm Nidingen (15. September).
Alle Lokalisationen liegen an der schwedischen Westküste im Kattegat und Skagerrak.
Dienstag 14. September 2021 Schweinswale vor der dänischen Kattegat Küste

Morten K. Holm Hansen filmt am 12. 09. 21 mehrere Schweinswale, die im Flachwasser beim Leuchtturm von Sletterhage unter Land jagen.

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Sonntag 12. September 2021 Schweinswal und Hornhecht in der Nähe von Strib gefilmt
In der Videosequenz aufgenommen mit einer Drohne ivon Jakob Christensen sieht man, wie ein Schweinswal einen größeren Fisch, vermutlich einen Hornhecht (Belone belone) fängt und mit ihm spielt. Dabei wird er von einem zweiten Schweinswal verfolgt. Da die Beute zu groß ist und im Rachen stecken bleiben würde, macht er keine Anstalten, die Beute zu schlucken.

Kommentar: Die besondere Anatomie der Mundhöhle und des Rachens, des sog. Pharynx erlaubt beim Wal, durch eine ganz enge Verbindung der inneren Nasenöffnungen mit dem Larynx, die Nahrungsaufnahme auch unter Wasser, ohne dass Wasser in die Luftwege eintritt. Ist die Beute zu groß, zu lebendig oder mit Stacheln versehen, kann also weder geschluckt noch wieder hervorgewürgt werden, unterbricht sie diese enge Verbindung. Da ein Wal, ob Schweins- oder Blauwal nicht durch den Mund atmen kann, muss er ersticken. Darüber berichten mehr als 22 wissenschaftlichen Publikationen: 6 Arten von Walen, darunter auch Schweinswale können danach einem solchen Erstickungstod erleiden

Anatomie des Larynx bei einem Schweinswal, schematische Darstellung und MRT. Die gepunktete Linie zeigt den Weg eines geschluckten Fisches auf beiden Seiten am Larynx vorbei in die Speiseröhre Aus Huggenberger et al. 2008.
Freitag 10. September 2021 shz: „Segler klagen über Orca-Attacken“
Auf der letzten Seite der Ausgabe vom 10. September wird unter Panorama berichtet, dass das Rätsel der Orca Attacken vor der spanischen Atlantikküste möglicherweise gelöst ist. 150 Angriffe vorwiegend auf Segelboote hat die Organisation „ORCA IBERICA“ bisher registriert mit Beschädigungen der Ruderanlagen. Es sind jugendliche Schwertwale, die Attacken ausführen, während die Älteren sie nur begleiten. In einer früheren Chronik wurde darüber berichtet, auch das die spanische Wasserschutzpolizei das Auslaufen von Freizeitbooten aus den Häfen am Atlantik zeitweise verboten hat.
Nun hat „ORCA IBERICA“ eine Erklärung gefunden: Jugendliche trainieren unter Aufsicht älterer Familienmitglieder für die Thunfischjagd.
Kommentar: Klingt logisch, die Ruderblätter von Segelbooten ähneln in ihrer Form den Schwanzflossen der Thunfische (Thunnus South, 1845) und sind für die hohen Geschwindigkeiten der Fische entscheidend. Ein Angriff auf die Schwanzflosse könnte daher die Geschwindigkeit der Beute reduzieren. Ähnlich gehen auf Meeressäuger spezialisierte Schwertwale bei der Jagd auf Delphine und Schweinswale vor, in dem sie in deren Fluken beißen, um sie an der schnellen Flucht zu hindern.
Dienstag 07. 09. 2021 GREEN SCREEN DIE AKTE WAL
Der 52 Minuten dauernde Film – Regie Cheryl Dean, Nick Dean Buch und Produktion Mark Fletcher, SPINDRIFT Images, Terra Mater Factual Studios – beleuchtet die Hintergründe des illegalen Walfangs nach dem es russischen Wissenschaftler gelungen ist, die immer noch geheimen Unterlagen der früheren Sowjetunion in den Archiven aufzuspüren und immer noch im Geheimen zu fotokopieren.

https://www.terramater.at/productions/the-witness-is-a-whale


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Neben der Wissenschaftlerin Olga Filatova kommen bedeutende Koryphäen als Zeitzeugen wie Burdin. Jablokov, Mikhalev und andere zu Wort, die dem Autor bisher nur aus der Literatur bekannt waren. Sie berichten darüber, dass die U.S.S.R. den Walfang als „Krieg gegen den Kapitalismus“ aufgefasst hat. Nach dem Motto: „Was wir fangen, kann der Feind nicht erbeuten und trägt zum Sieg des Sozialismus bei“. So wurde die IWC (Internationale Walfang Organisation) jahrzehntelang hinters Licht geführt, indem die tatsächlichen Ergebnisse, die weit über die genehmigten Fangquoten hinausgingen, verschwiegen, bzw. nicht gemeldet wurden. Japanische Beobachter an Bord der russischen Fabrikschiffe sollen die Fälschungen der Fangstatistiken unterstützt haben. Ein Vertreter der Sowjetunion wurde vor 50 Jahren folgendermaßen zitiert: „Wale sind nicht dazu da, um spazieren zu schwimmen“.
So scheute man sich auch nicht, dem streng geschützten Blauwal nachzustellen; es existiert ein Foto eines Blauwalkadavers in der Rampe der „SLAVA“. Die Fanggebiete lagen hauptsächlich im Nordpazifik und im Südpolarmeer. Um eine ungefähre Vorstellung von der Intensität der „Bemühungen“ zu erhalten, genügt ein Blick auf Statistik der Schwertwalfänge: Zwischen 1975 und 1983 wurden 1 381 Schwertwale harpuniert und verarbeitet (Branch & Williams 2007). Diese Art gilt unter Walfängern als „wenig ergiebig, den Aufwand nicht lohnend“. Dafür wurde, wie aus den jetzt veröffentlichten Dokumenten hervorgeht, die gesamte Population des Buckelwals (Megaptera novaeangliae) – ca.26 000 - vor Neuseeland innerhalb von wenigen Jahren ausgelöscht, die sich erst jetzt wieder langsam erholt.
Die Sowjetunion hatte erst nach Beendigung des zweiten Weltkriegs den Walfang intensiviert mit der „Blütezeit“ in den 50er und 60er des vorigen Jahrhunderts, aber man fand bereits deutlich reduzierte Bestände vor dank der bis dahin führenden, auch in der Antarktis operierenden Walfangnationen wie Norwegen, Großbritannien, Niederlande, USA, Japan und auch Deutschland. Man schätzt, dass ursprünglich mehr als hundert Millionen Wale die Ozeane des Planeten bewohnten und das Ökosystem stabilisierten. Dadurch, dass ihre Ausscheidungen mit dem darin gebundenen Kohlenstoff auf den Meeresboden sanken, reduzierte sich der CO2 Gehalt der Atmosphäre.
Montag 6. September 2021 Rettungsaktion für einen jungen Schweinswal im Hafen von Kongebro
Gastliegern im Hafen von Kongebro bei Middelfart/DK hören und bemerken einen jungen Schweinswal unter der Steganlage innerhalb des Hafens, während ein größerer Schweinswal vor dem Hafen wartend kreist. Dem Taucher und Biologen Søren Larsen gelingt es, ganz behutsam, den jungen Schweinswal heraus zu lotsen. Später werden Mutter und Kind wieder glücklich vereint im Kl. Belt beobachtet.



ps. in diesem Sommer hat der Autor mal wieder Hans Christian Andersens Aussichtspunkt am Kl. Belt bei Hindsgavl in der Nähe von Middelfart besucht und Schweinswale beobachtet. Sicher wäre das Geschehen um den kleinen Schweinswal am 6. September ganz im Sinne des die Natur liebenden Dichters gewesen und hätte, wenn schon nicht für ein Märchen, vielleicht für einen Scherenschnitt gereicht.